Pheromone closen Kirsche

Heute mal über ein Ereignis, dass jüngst im Garten passiert ist. Voraus ging ein Event, welches im laufe der letzten Jahre an Häufigkeit abgenommen hat: Die Kirschernte. An was es liegt, kann ich nur vermuten. Die Frühlings- und Sommermonate der letzten Jahre waren unregelmäßig, oftmals sehr naß mit weniger Sonne. Dann kann ich mich an stürmische Frühlingszeiten mit niedrigen Temperaturen erinnern. Dieser Mix – zusammen mit dem Fakt, dass die Kirschbäume in unserem Ort aufgrund der Hanglage ohne Schutz mehr den Gewalten ausgesetzt sind – mag zu einer schlechtere Blütezeit im Mai und einer entsprechenden Kirschernte geführt haben. Ich sehe die Kirschen eher als sensible Frucht im Gegensatz zu Birnen oder Äpfel, wobei letztere in den letzten Jahren „stabil“ gewesen sind. Kirschen haben eine dünnere Haut (Epidermis) und bestehen aus mehr Wasser, auf das sie angewiesen sind, sind sozusagen leichter einzunehmen.

Aber heuer war es anders. Es gab wieder viele Kirschen am Baum, begünstigt durch das gute Wetter im Mai und Juni.

Es kam aber so, dass jede Kirsche verwurmt war. Jede! Unter den etlichen hundert Kirschen – alles in allem etwa 5 kg – waren keine 10 Kirschen ohne Wurm. In einigen davon wurmten zwei Tiere.

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In wenigen Fällen konnte ich drei Würmer erkennen, aber nicht mehr als drei! („die Vier kommt überhaupt nicht in Frage“ – sozusagen ;-))

Woher kommen diese Maden bloß?

Background: es gibt also Kirschfruchtfliegen (Rhagoletis cerasi). Interessant ist, dass diese Fliegen zu der Familie der Bohrfliegen gehört, dazu noch später. Die Larven der Fliegen entstehen in der Kirsche selbst – im Vorjahr, oder noch ein, zwei Jahre davor. In den Kirschen wachsen die Larven einige Millimeter, 4 bis 6 mm – so Wickipedia. Wenn das Obst aufgrund des Larvenbefalls abfällt, kriecht die Larve heraus und nistet sich unterhalb des Baumes ein. Noch ein interessanter Punkt: angenommen, das Obst bleibt am Baum, so spinnen sich die Maden einen Backup-Spinnfaden und lassen sich zur Erde hinab – das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Die Tiere bleiben also keines Falls im Baum. Sie wollen in die Erde unterhalb des Baumes. Es heisst, dass sie sich einige Zentimeter im Gras eingraben können und den Winter aushalten. Im Frühling im April und Mai beginnt dann die Metamorphose, die Umwandlung von Larve zu Fliege.  Die Fliege geht hoch in den Baum darüber, bohrt ein Loch in die Kirsche – Achtung: Bohrfliege – setzt ihre Eier ein und fliegt weiter. Nachdem ich viele Kirschen in den Händen hatte, erkannte ich das Loch bereits von außen, meistens oberhalb rund um den Stiel der Kirsche.

Und so geht es von vorne los. „Ein einfacher Kreislauf“ – so meine Frau passend.

Zum kompostieren waren die Früchte zu schade. Also legte wir uns im 2er Team einen Algorithmus zu, wie wir die Kirschen verarbeiteten.

Zunächst war es gut zu wissen, dass die Maden in den Kirschen für den Menschen nicht schädlich sind. Freilich sollte man diese nicht kiloweise essen – irgendwann gibts dann doch Durchfall – aber während der Weiterverarbeitung als Marmelade im Kochtopf oder als Kirschlikör kann man davon ausgehen, dass diese nur als Eiweiszugabe bleiben würden. Wir nahmen den langen Weg.

Zunächst wurden die Kirschen entsteint und in einem Gefäß gesammelt – normal. Dieses Gefäß stand links von mir. Mit einem Messer schlitze ich die entsteinte Kirsche auf und erkannte eine Made. Diese wurde mit dem Messer entfernt und fiel in das darunterliegende Gefäß mit etwas Wasser.

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Dieses leerte ich regelmäßig in die Biotonne – es soll ja alles erhalten bleiben und gegen die kleinen Würmer habe ich nichts persönliches – also sollen diese auch erhalten bleiben ;-). War der Wurmbefall sehr hoch oder das Kirschfleisch stark angegriffen – man erkennt es an grauer-blauer Farbe innen und dem weichen Material – wanderte die Kirsche in das Gefäß vor mir (und somit in den Biomüll) oder ließ sich die Made gut entfernen, kam die Kirsche in ein anderes Gefäß und somit in den Kochtopf für Marmelade.

Und die nächsten Jahre? Abgesehen von Hühnern im Garten, die bei dieser Problematik aushelfen könnten – helfen sogenannte Gelbfallen. Diese sehen für die Fruchtfliegen aus wie Kirschen und riechen auch entsprechend, da angereichert mit Pheromone.

Und wieso „closen“ die Fliegen jetzt die Kirsche? Nach dem Befall entstehen Pheromone, an der Kirsche aufgrund der Larven, die allen anderen Fliegen sagen, dass diese Kirsche bereits erobert ist!

Auch wenn die Ernte heuer mit viel Arbeit verbunden war – die Marmelade schmeckt hervorragend und „again what learned“ 😉

 

 

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