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Speedport W723V mit ISDN auf Annex-J

Vor kurzem: Ein guter Bekannter bat mich, seinen ISDN-Anschluß auf IP-Anschluß umzustellen. Zum Hintergrund:

Die Telekom möchte (jetzt aber wirklich) „zeitnah“ alle ihre (Universal-) ISDN-Anschlüsse deaktivieren und dafür die splitterlosen Annex-J-Anschlüsse platzieren.

Begriffe und Kürzel

Fangen wir kurz mit einem Überblick an. Es gibt seit über 150 Jahren die ITU – die Intrantional Telecommunication Union. Interessierte Leser mögen bitte weiter bei Wikipedia lesen. Seit langer Zeit macht sich die ITU Gedanken über technische Standards und definiert diese. z.B. ist der ITU-R die Definition für die Übertagung von Radiosignalen. Und so kam es zum Standard ITU-G für die Definition von Netzwerkanschlüssen, auch für den Heimbereich. Innerhalb von ITU-G gibt es den G.992, der ADSL definiert. Wiederum unterhalb gibt es den G.992.3 der Annex-A und Annex-B definiert. Um die beiden geht es: Annex-A beschreibt die Übertragung von Sprach- und DSL-Signalen über analoge Telefonanschlüsse und Annex-B das Senden/Empfangen von Telefon- und DSL-Signalen über ISDN-Anschlüssen.

Annex kann als Anschluß, Anbau, Erweiterung oder Anschluß verstanden werden, offensichtlich gibt es dafür kein Akronym.

Die Telekom möchte also die Annex-A und Annex-B-Anschlüsse auf Annex-J-Endpunkte (definiert in ITU-G.992.3 und .5) rekonfigurieren. Man sagt: „Man bekommt einen IP-Anschluß“. Technisch trennte der Splitter bisher die Frequenzen bei 120 kHz da darunter nach Standards das Telefonsignal transportiert wurde und oberhalb ab 138 kHz das DSL-Signal übertragen wurde (siehe G-Standards). Da bei neuen Annex-J-Anschlüssen nur DSL-Frequenzen ab 138 kHz übertragen werden, ist ein Splitter also hinfällig. Somit kann es ein splitterloser Anschluß werden. Die Betonung ist: Kann, muss nicht zwangsläufig.

Die Telekom meldet sich

Bereits 4 Monate vorher bekam der Anschlußinhaber bescheid, dass zu einem Zeitpunkt im Herbst die Umstellung erfolgen wird. Angegeben war ein Tag mit Datum und Uhrzeit – also bis spätestens 21.00 Uhr sollte die Umstellung abgeschlossen sein. Hier gab es den  ersten Fallstrick: die Umstellung dauerte 2 Tage! Man konfiguriert sich den Wolf Abends um 21.00 Uhr und nichts geht. Auch am nächsten Tag „geht“ nichts und auch am übernächsten Tag „geht“ noch nichts! Aber: wir konnten schon am ersten Tag im Kundencenter der Telekom prüfen: „Ihr Anschluß wird zur Zeit umgestellt.“  Diese Meldung verschwand nicht bis zum übernächsten Tag! Ratschlag: Falls Sie Ihrer Meinung nach keinen Konfigurationsfehler gemacht haben und der Telefon ODER Internet nicht funktionieren: Schauen Sie in den Kundencenter der Telekom und prüfen Sie dort den Status Ihres Anschlusses. In diesem Fall bekam der Anschlußinhaber eine SMS über die Fertigstellung.

Geräte im Einsatz

Als Endpunkt gab es bereits einen Router „Telekom Speedport W723V Typ A“, den Splitter, den NTBA und eine TeleDat-Telefonanlage aus Ende der 90er „Made in Germany“. Zudem gab es zwei analoge Telefone, die über obige TK-Anlage betrieben wurden. Diese Telefone kann der Speedport über seine eigene analoge Anschlüsse verwalten. Vorab: Der Speedport ist für einen IP-Anschluß brauchbar. Man sollte darauf achten, dass der neuste Firmware-Stand vorliegt (2017: Version 1.01.018 aus April 2017).  Der Splitter, die TeleDat ISDN-Anlage mit zwei analogen Anschlüssen sowie der ISDN-NTBA wurde demontiert. Bei der Gelegenheit wurden auch alle Netzwer- und Telefonkabel entfernt, so dass nur mehr der W723V „dastand“.

Dann wurde das mit dem Speedport mitgelieferte Telefonkabel für die Verbindung von TA-Dose mit Speedport verbunden. Aus der Erfahrung heraus müssen alternative Stecker-Kabel-Kombinationen nicht immer funktionieren. Bitte darauf achten: das Original-Speedport-Kabel (GS-Kabel, grau, siehe Link unten) für Anschluß TA-Dose auf DSL-Eingang Router Farbe grau verwenden!

Nach der Verbindung des Speedports über das graue Kabel mit der TA-Dose und einem Router-Neustart sollten nach ca. 2 Minuten die LEDs Power, DSL, Online und ggf. noch WLAN leuchten, nicht blinken. Dann wäre der erste Schritt geschafft und es sollte (wieder) Internet verfügbar sein. Die Zugangsdaten sind im Gerät noch wie vorher gespeichert.

Nun muss das Telefon noch konfiguriert werden: Über Browser stellt man die Verbindung zum Router her und wählt sich mit dem Kennwort, das auf der Rückseite des Routers zu lesen ist, in das Gerät ein.

Im Menüpunkt „Telefonie“ wechselt man um Unterpunkt „IP basierte Telefonie“ in den Dialog „Zugangsdaten“. Dort wichtig: Als Anbieter muss „Telekom“ ausgewählt werden und im Feld „Rufnummer mit Vorwahl“ muss die Vorwahl und Rufnummer des Anschlusses eingetragen werden. Individuelle Zugangsdaten sind nicht notwendig. Schließt man den Dialog mit „OK und WEITER“ so dauert die Speicherung und Prüfung wenige Sekunden. In dieser Zeit meldet der Router bei der Telekom IP-Telefonie an.

Interessant war, dass in diesem Fall alles auch mit Splitter funktioniert hätte. Ich habs ausprobiert 🙂  Es ist erklärbar: die hohen DSL-Frequenzen über 138 kHz werden 1:1 über den Splitter durchgeschliffen – es gibt nichts mehr zu splitten – und so wird die Funktion des Splitters (also die Trennung der Frequenzen) nicht mehr wahrgenommen. Ergo: er kann entfallen und abgebaut werden. Der Vorteil ist dass bei künftigen Störungen bei der Problemsuche eine Fehlerquelle wegfällt.

Zusammenfassung: Im Kundencenter sollte der Umstellungstermin verfolgt werden. Für den Anschluß sollten die originalen Speedport-Kabel verwendet werden und am Ende muss der Speedport als IP-Telefongerät bei der Telekom angemeldet werden.

Links:

Hinweise zu Kabel, Anschluß, Dose: https://telekomhilft.telekom.de/t5/Telefonie-Internet/Was-ist-eigentlich-ein-quot-splitterloser-Anschluss-quot-oder/td-p/885353#kann_ich_am_annex_j_anschluss_stets_auf_den_splitter_verzichten

Speedport W723V Firmware Typ A:  https://www.telekom.de/hilfe/geraete-zubehoer/router/speedport-w-723v/firmware-speedport-w723v-typa.bin